Sichtung (l)
Sichtung (l)
Gelegentlich bringe ich eine ältere Dame aus der Nachbarschaft mit dem Auto in die nächstgelegene Stadt, wo sie eine Arztpraxis in einem Ärztehaus aufsucht.
So kam es bei einem der letzten Besuche zu einer bemerkenswerten Begegnung.
Gerade als wir das Gebäude betraten, öffnete sich die Tür des Aufzugs und eine mittelgroße, elegant gekleidete Frau trat aus der Kabine. Was dabei sofort meine besondere Aufmerksamkeit auf den Plan rief, war die Tatsache, dass sie an Krücken ging und ihr rechtes Bein ziemlich weit oben im Oberschenkel amputiert war.
Ein bezaubernder und anregender Anblick.
Zu dem halbhohen Schuh an ihrem Fuß trug sie einen farblich dazu passenden Hosenanzug. Das rechte Hosenbein trug sie, akkurat hochgeschlagen, am Hosenbund festgesteckt. Allerdings nicht zu locker, sondern relativ stramm, so dass man darunter den Beinstumpf mit seinen anregend wirkenden Pendelbewegungen bei jedem Schritt erkennen konnte. Dazu trug sie ein offen stehendes Jacket und eine weiße Bluse und schräg über die Schulter gehängt eine Handtasche.
Ihr ebenmäßiges Gesicht war von einer dunkelblonden Langhaarfrisur umrahmt, was ihr einen gewissen, jugendlich wirkenden Touch verlieh.
Da sie ihren Weg in Richtung Ausgang nahm, hielt ich ihr die Tür auf, was sie dankbar gerne zur Kenntnis nahm.
Nun, meine Nachbarin hatte sich inzwischen zum Aufzug begeben und war alleine nach der 2. Etage zu ihrem Hausarzt in die Praxis gefahren. Ein glücklicher Umstand, denn ich hatte damit etwas Zeit gewonnen, um meine Aufmerksamkeit auf die Beinamputierte zu lenken und konnte so meiner soeben gemachten Entdeckung noch ein Stück folgen. Ich wollte doch mal sehen, ob sich über ihre Person noch etwas in Erfahrung bringen ließ um mit ihr eventuell ins Gespräch zu kommen.
Und richtig. Gleich auf dem Behindertenparkplatz neben dem Hauseingang öffnete sie gerade die Tür ihres Pkw, verstaute die Krücken und nahm mit einem kleinen Schwung selbst auf dem Fahrersitz platz.
Nun – was tun? Wenn ihr Fahrziel nicht gar zu weit entfernt lag, konnte ich ihr sicher eine kurze Zeit folgen.
Gedacht, getan. Die unbekannte Einbeinige nahm direkt ihren Weg in den Nachbarort, wo sie recht bald in eine Seitenstraße einbog und in der Garageneinfahrt eines Einfamilienhauses anhielt. Das reichte mir fürs Erste; schließlich musste ich mich ja noch um meine Nachbarin im Ärztehaus kümmern.
Als ich dort eintraf, kam sie gerade aus der Apotheke, wo sie ein Rezept eingelöst hatte. „Na, das trifft sich wie bestellt“ meinte sie, als ich direkt neben ihr zum anhielt und sie einsteigen ließ.
„Ja“ entgegnete ich, „die Wartezeit habe ich kurz für eine kleine Erledigung nutzen können“, was ja in gewissem Sinne auch stimmte.
Dann traten wir gemeinsam die Heimfahrt an.
Käpten Ahab
Gelegentlich bringe ich eine ältere Dame aus der Nachbarschaft mit dem Auto in die nächstgelegene Stadt, wo sie eine Arztpraxis in einem Ärztehaus aufsucht.
So kam es bei einem der letzten Besuche zu einer bemerkenswerten Begegnung.
Gerade als wir das Gebäude betraten, öffnete sich die Tür des Aufzugs und eine mittelgroße, elegant gekleidete Frau trat aus der Kabine. Was dabei sofort meine besondere Aufmerksamkeit auf den Plan rief, war die Tatsache, dass sie an Krücken ging und ihr rechtes Bein ziemlich weit oben im Oberschenkel amputiert war.
Ein bezaubernder und anregender Anblick.
Zu dem halbhohen Schuh an ihrem Fuß trug sie einen farblich dazu passenden Hosenanzug. Das rechte Hosenbein trug sie, akkurat hochgeschlagen, am Hosenbund festgesteckt. Allerdings nicht zu locker, sondern relativ stramm, so dass man darunter den Beinstumpf mit seinen anregend wirkenden Pendelbewegungen bei jedem Schritt erkennen konnte. Dazu trug sie ein offen stehendes Jacket und eine weiße Bluse und schräg über die Schulter gehängt eine Handtasche.
Ihr ebenmäßiges Gesicht war von einer dunkelblonden Langhaarfrisur umrahmt, was ihr einen gewissen, jugendlich wirkenden Touch verlieh.
Da sie ihren Weg in Richtung Ausgang nahm, hielt ich ihr die Tür auf, was sie dankbar gerne zur Kenntnis nahm.
Nun, meine Nachbarin hatte sich inzwischen zum Aufzug begeben und war alleine nach der 2. Etage zu ihrem Hausarzt in die Praxis gefahren. Ein glücklicher Umstand, denn ich hatte damit etwas Zeit gewonnen, um meine Aufmerksamkeit auf die Beinamputierte zu lenken und konnte so meiner soeben gemachten Entdeckung noch ein Stück folgen. Ich wollte doch mal sehen, ob sich über ihre Person noch etwas in Erfahrung bringen ließ um mit ihr eventuell ins Gespräch zu kommen.
Und richtig. Gleich auf dem Behindertenparkplatz neben dem Hauseingang öffnete sie gerade die Tür ihres Pkw, verstaute die Krücken und nahm mit einem kleinen Schwung selbst auf dem Fahrersitz platz.
Nun – was tun? Wenn ihr Fahrziel nicht gar zu weit entfernt lag, konnte ich ihr sicher eine kurze Zeit folgen.
Gedacht, getan. Die unbekannte Einbeinige nahm direkt ihren Weg in den Nachbarort, wo sie recht bald in eine Seitenstraße einbog und in der Garageneinfahrt eines Einfamilienhauses anhielt. Das reichte mir fürs Erste; schließlich musste ich mich ja noch um meine Nachbarin im Ärztehaus kümmern.
Als ich dort eintraf, kam sie gerade aus der Apotheke, wo sie ein Rezept eingelöst hatte. „Na, das trifft sich wie bestellt“ meinte sie, als ich direkt neben ihr zum anhielt und sie einsteigen ließ.
„Ja“ entgegnete ich, „die Wartezeit habe ich kurz für eine kleine Erledigung nutzen können“, was ja in gewissem Sinne auch stimmte.
Dann traten wir gemeinsam die Heimfahrt an.
Käpten Ahab
4 years ago